Der Mensch ist ein Gewohnheitsstier. Und ändert meist nur dann etwas an seinen Gewohnheiten, wenn es ihm an die Existenz und/oder an seinen Geldbeutel geht.
Was das mit Einspritzanlagen zu tun hat, fragst du dich? Ganz einfach:
Konstruiert wurde die erste Einspritzpumpe bereits im Jahr 1884. Damals noch für einen stationären Motor.
Und doch dauerte es bis in die 90er, bis im PKW-Bereich die endlos Sprit schluckenden Vergasermotoren vom Markt verdrängt wurden.
Auslöser waren, wie sollte es anders sein, die Rohölpreise. Die explodierten in den 70er Jahren.
Den Menschen ging es an ihren Geldbeutel. Ergo verlangten sie nach verbrauchsärmeren Motoren.
Bei den Motorrädern dauerte es sogar noch länger. Hier konnten sich die Sprit sparenden Einspritzungsmotoren erst nach der Jahrtausendwende durchsetzen.
Pionier war die Firma Münch, die bereits 1973 ihre Mammut TTS-E als erstes Serienmotorrad mit einer mechanischen Benzineinspritzung ausrüstete.
Welche Vorteile bieten Einspritzmotoren im Vergleich zu Vergasermodellen?
Einspritzanlage versus Vergaser – das sind die Vorteile
- Dass Motoren mit Einspritzanlagen grundsätzlich mehr Leistung haben als solche, mit Vergaser, ist nicht ganz richtig. Durch die im Vergleich zu Vergasermotoren direkteren Ansaugwege und die dadurch einhergehende bessere Zylinderfüllung, erhöht sich jedoch meist auch die Literleistung der Motoren.
- Motoren mit Einspritzanlagen können auf Last- und Drehzahlwechsel schneller reagieren, arbeiten also effizienter und stellen schneller die optimale Kraftstoffmenge zur Verfügung.
- Auch die Probleme mit dem Choke beim Kaltstart oder dem Einstellen des Leerlaufs entfallen.
- Die immer strenger werdenden Abgasgrenzwerte für Motorräder lassen sich mit Einspritzanlage, geregeltem Katalysator und Lambdasonde besser einhalten.
- All dies führt natürlich auch zu einem geringeren Kraftstoffverbrauch.
- Der Reinigung-, Kontroll- und Wartungsaufwand ist im Verhältnis zu Vergasermotoren geringer.
- Tuningmaßnahmen werden einfacher, doch dazu in einem späteren Beitrag mehr.
Wie funktioniert eine Einspritzanlage?
Hier möchte ich der Einfachheit halber Ulf Penner, einen in der Szene bekannten deutschen Motorrad -und Tuningspezialisten, zitieren:
„Du kannst dir eine Einspritzung vorstellen wie einen Gartenschlauch, der am Ende ein Ventil hat. Du drehst am Wasserhahn und im Schlauch baut sich Druck auf. Noch bleibt alles trocken. Erst wenn du das Ventil öffnest, spritzt Wasser heraus. Wenn der Boden sehr trocken ist, lässt du es länger auf, wenn er nur wenig Wasser braucht, machst du es früher wieder zu. Deine Augen sind die Sensoren, die erkennen, wie feucht der Boden ist. Dein Gehirn koordiniert das Ganze.“ – Ulf Penner
Leser-Service:
Wenn du in das Thema Tuning tiefer einsteigen möchtest, dann empfehle ich dir Ulf Penners Viertakt Tuning Fibel, die du hier bequem online bestellen kannst.
Wie eben schon erwähnt, werden wir das Thema Tuning in Verbindung mit Einspritzanlagen auch in einem unserer nächsten Beiträge noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.
Welche Arten von Einspritzanlagen gibt es und wie läuft die Kraftstoffgemischbildung ab?
Bei Benzinmotoren unterscheiden wir zwischen 2 Verfahren:
1. der Direkteinspritzung und
2. der klassischen Saugrohreinspritzung
Bei der Direkteinspritzung wird das Luft-Kraftstoff-Gemisch unmittelbar im Brennraum aufbereitet. Ein im Zylinderkopf sitzendes Einspritzventil spritzt den Kraftstoff fein zerstäubt direkt in den Zylinder ein.
Dies nennt man auch innere Gemischbildung. Motoren mit Direkteinspritzung findet man hauptsächlich bei PKWs.
Bei Motorrädern setzt man hingegen heute auf die klassische Saugrohreinspritzung. Die Gemischbildung findet hier also nicht im Brennraum statt.
Das Einspritzventil sitzt also nicht unmittelbar im Zylinderkopf, sondern es mündet kurz vor dem Einlassventil in das Saugrohr, in welches das Benzin dann durch den Unterdruck des angesaugten Luftstroms eingespritzt wird.
Dieses Prinzip wird auch äußere Gemischbildung genannt.
Unter Volllast, wenn du also richtig am Gashahn drehst, bleibt deiner Einspritzanlage für den Vorgang der Gemischbildung jeweils weniger als eine Tausendstelsekunde.
Woran du eine fehlerhafte Einspritzanlage erkennst
Wenn deine Einspritzanlage einen Defekt hat, erkennst du das unter anderem daran, dass
- dein Motor ruckelt, hustet und spuckt,
- kein Gas annimmt,
- die Motorleistung drastisch nachlässt,
- dein Kraftstoffverbrauch in die Höhe schnellt,
- und die Kontrolllampen in deinem Cockpit verrücktspielen.
Diese Szenarien kenne ich aus eigener Erfahrung.
Das Blöde an der Sache: Da für die Gemischaufbereitung ein sehr komplexes elektronisches System mit einer Vielzahl von Sensoren beteiligt ist, bleibt dir in einem solchen Falle meist nur der Gang in die Werkstatt.
Hier werden dann mit einem Diagnosegerät der oder die Fehler ausgelesen.
Wir Hobbyschrauber stoßen da hardwaretechnisch leider schnell an unsere Grenzen.
Soviel für heute.
Vorschau und Aufforderung
Wie bereits geschrieben, planen wir in der Zukunft unter anderem einen Beitrag zum Thema Einspritzanlage und Tuning und hoffen natürlich, damit einen Nerv zu treffen!?
Welche (Motorrad-)Themen interessieren dich noch? Was brennt dir auf der Seele? Was wolltest du schon immer wissen?
Schreib uns jetzt, und lass uns wissen, worüber wir schreiben sollen!
Bildquellen
- Motorrad-Einspritzung: pixabay.com