Heute beschäftigen wir uns mit dem Thema Performance-Steigerung durch Auspuffanlagen.
Ein heißes Thema.
Einerseits, weil mancherorts die Beschwerden genervter Anwohner über Motorradlärm nicht abreißen. Andererseits, weil immer restriktivere Gesetze und Auflagen die Tuningmöglichkeiten zunehmend schwieriger machen.
Für dich eigentlich keine guten Voraussetzungen, wenn du mit einer Auspuffanlage mehr Leistung aus deinem Bike herauskitzeln möchtest.
Aber keine Sorge. Denn es ist möglich.
Und wenn es professionell gemacht wird, auch wirkungsvoll. Und vor allem ohne, dass du Angst haben musst, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen.
Warum ich dir vom selbst schrauben abrate
Mein Freund Sven und ich haben früher auch gerne die Auspuffanlagen unserer Maschinen manipuliert.
Neben mehr Leistung lag unser Augenmerk auf einem möglichst tiefen Sound. CO-Emissions- und dB-Grenzwerte hatten wir damals nicht so auf dem Schirm.
Bis zu dem Tag, als wir während einer Tour in der Eifel von 2 netten Polizisten rechts ran gewunken wurden.
Die hatten ein gutes Gehör und waren zudem sehr gut geschult. Ein Blick mit der Taschenlampe ins Auspuffinnere und die Sache war klar. Denen konnten wir kein X für ein U vormachen.
Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen: Unterm Strich waren unsere Tuningmaßnahmen für Sven und mich ein recht teures Vergnügen. Jedenfalls waren wir danach geläutert, und der Sound unserer Bikes war auch nicht mehr ganz so kernig :-(.
Was ich dir damit sagen will: Schraub nicht selbst an deinem Auspuff herum und lass auch keinen anderen Hobbyschrauber ran!
Selbst die db-Killer, mit denen wir früher experimentiert haben, sind heute im Auspuff verschweißt. Keine Chance, hier noch irgendwas zu drehen. Unterm Strich handelst du dir nur Ärger ein.
Erkundige dich bei einem Profi, also einer Werkstatt, die sich auf Tuningmaßnahmen versteht, nach den speziellen Möglichkeiten für dein Bike. Sag denen, worauf du beim Tuning Wert legst und lass dich beraten.
Seriöse Tuning-Werkstätten haben einen großen Erfahrungsschatz, von dem du profitieren kannst. Sie sollten dir zuhören, konkrete Fragen stellen und sich Zeit nehmen, um sich ein umfassendes Bild von dir und deinen Wünschen zu machen.
Wenn sie stattdessen gleich den Bauchladen öffnen und dir alle möglichen Auspuff-Variationen vor die Nase halten, bist du wahrscheinlich nicht an der richtigen Adresse.
Komplette Auspuffanlage oder Slip-on-Lösung?
Beim Auspuff-Tuning hast du im Grunde 2 Möglichkeiten. Entweder du entscheidest dich für eine komplett neue Auspuffanlage oder für die sogenannte Slip-on-Lösung.
Fangen wir zunächst bei der kleineren, der Slip-on-Lösung, an:
Hierbei wird der serienmäßige Endschalldämpfer gegen einen neuen Sportschalldämpfer ausgetauscht. Nach dem Ausbau des Seriendämpfers, wird der neue Dämpfer einfach über das jetzt offen liegende Endrohr geschoben. Daher auch der Name slip on.
Bei dieser „kleinen“ Lösung kannst du in der Regel keine große Leistungszunahme erwarten.
Eine Ausnahme bilden hier die Modelle des bekannten slowenischen Herstellers Akrapovic. Die liefern neben einem sensationellen Sound auch nachweislich ein Plus an Leistung.
Wenn du nicht gleich maximal investieren möchtest und dein Hauptaugenmerk auf einem geilen Sound liegt, dann ist die Slip-on-Lösung für dich vielleicht die beste Lösung.
Nach dem Einbau kannst du neben dem Plus an Leistung mit einer Zunahme der Lautstärke von ca. 5 dB rechnen. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht nicht spektakulär, ist aber deutlich hörbar und macht andere Biker garantiert neidisch 😉.
Bei der „großen“ Lösung wird die komplette Auspuffanlage von den Auslässen am Zylinderkopf bis hin zur Schalldämpfer-Endkappe ausgetauscht.
Und das wirkt sich natürlich auch bei der Leistung deutlich spürbar aus.
Mit einer solchen Anlage, für die du etwas tiefer in die Tasche greifen musst, schlägst du wirklich alle 4 Fliegen mit einer Klappe:
1. eine individuelle und noch hochwertigere Optik
2. einen sagenhaft kernigen Sound
3. eine Gewichtsersparnis von einigen Kilogrammund
4. spürbar mehr Leistung für dein Bike
Die Gretchenfrage: Bringt ein Sportauspuff wirklich mehr Leistung?
Meine Meinung: Wenn er von einem renommierten Hersteller ist, von einem Profi verbaut wurde und, soweit nötig, gewissenhaft abgestimmt wurde, ja.
Nach meiner Einschätzung ist die Leistungszunahme aber den meisten Bikern gar nicht so wichtig. Zumindest, wenn wir von der Slip-on-Lösung sprechen. Dabei gehts hauptsächlich um Sound.
Und viele Biker nehmen sogar geringe Leistungseinbußen in Kauf, wenn sich ihre Maschine mit dem neuen Auspuff nur besser anhört.
Auspuffanlagen des bereits genannten Herstellers Akrapovic, an dem auch in der MotoGP kein Weg vorbeiführt, liefern dir neben den anderen bereits genannten Vorzügen, eine Leistungssteigerung von bis zu 6 %.
Und das ist, wie ich finde, ein sehr respektabler Wert. Damit lässt du ein Serienmotorrad klar hinter dir.
Nach dem Einbau kommt… der Papierkrieg
Meistens jedenfalls. Denn der Einbau eines neuen Auspuffs und die damit einhergehende Veränderung des Abgas- und Geräuschverhaltens kann aber zur Folge haben, dass die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) deines Motorrads erlischt.
Deshalb ist einem neuen Auspuff ein entsprechendes Teilegutachten oder eine sogenannte Betriebserlaubnis für Fahrzeugteile beigefügt.
Damit musst du den Umbau deines Motorrads vom TÜV oder einer anderen Prüforganisation abnehmen lassen.
Die Änderung wird dann in der Zulassungsbescheinigung, früher hieß das Ding Fahrzeugschein, nachgetragen.
Modelle, die mit einer E-Zulassung versehen sind, bilden hier die Ausnahme. Mit denen kannst du nach dem Einbau direkt losfahren. Ohne schlechtes Gewissen und völlig legal.
Für einen besseren Überblick im Dschungel der Fachbegriffe verweise ich auf einen Artikel, den meine Kollegin Tizia am 22. Mai 2019 zum Thema „Tuning, aber rechtlich sicher – die Begriffe ABE, E-Nummern, Teilegutachten etc. verständlich erklärt“ hier veröffentlicht hat.
Unabhängig davon, wird dir aber auch deine Werkstatt über alle Schritte, die du unternehmen musst, kompetent Auskunft geben und dir helfen.
Persönliche Anmerkung:
Du kannst dein Bike tunen und aufmotzen, bis der Arzt kommt.
Ich habe selbst nicht wenige Fahrer gesehen, die viel Geld in ihre sowieso schon teure Maschine gesteckt haben – und danach trotzdem langsamer unterwegs waren.
Weil sie es nicht mehr vernünftig handeln konnten. Will sagen, ein hochgezüchtetes Bike braucht auch einen Fahrer, der damit umgehen kann. Sonst bringt das Alles nix.
Nix für ungut 😉.