Mit der Mission Winnow Ducati ist das Ziel der italienischen Edelmarke für die MotoGP-Saison 2019 klar formuliert. Und Firmenboss Claudio Domenicali hat auch gleich gezeigt, wie’s geht: Schneller sein als die Konkurrenz. Die diesjährigen MotoGP-Protagonisten wurden bereits am 18. Januar im Rahmen eines im schweizerischen Neuchâtel stattfindenden PR-Events der Öffentlichkeit vorgestellt. Kein anderer Hersteller war schneller. Platz 1 für Ducati. So kanns weitergehen!
Höhepunkt des PR-Events war natürlich die Enthüllung der neuen Ducati GP19 Desmosedici MotoGP, die die beiden Werkspiloten Andrea Dovizioso und Danilo Petrucci selbst vornahmen – im folgenden Video zu sehen ab der Minute 31. Aber auch Ducati-Ingenieure kamen zu Wort. So plauderte unter anderem Ducati-Technikdirektor Davide Barana aus dem Nähkästchen und erläuterte dem Publikum, an welchen Stellschrauben er und seine Techniker noch drehen und so das neue Bike noch besser machen wollen:
Wenn das Ducati-Team dieses Tempo durchzieht, hat es beste Chancen, seine Missionzu erfüllen und den MotoGP WM-Titel erstmals nach 2007 endlich wieder ins italienische Bologna zu holen. Ich würde vor lauter Freude sogar eine Flasche eklig süßen Spumante trinken!
Doch wie wir wissen, ist es bis dahin noch ein weiter Weg. Insgesamt 19 MotoGP-Rennen sind zu absolvieren. Der erste Startschuss fällt bereits in wenigen Tagen, am 10. März in Losail/Katar, der letzte am 17. November, im spanischen Valencia.
Was ist neu an der GP19 Desmosedici MotoGP?
Neu ist… der rote Look
Wie du auf den ersten Blick erkennen kannst, ist die optisch auffälligste Veränderung der neue Look. Im Vergleich zum Vorjahresmodell, das eher grau-rot daher kam, hat die aktuelle Desmosedici deutlich an Farbe zugelegt. Mehr rot geht nicht. Ein herrlicher Anblick. Da geht jedem Ducati-Fan das Herz auf.
Das sieht übrigens auch Danilo Petrucci, der neue Ducati-Werksfahrer, so:
„Sie ist sehr schnell und schön und vor allem sehr rot. Sie gefällt mir.„
Auffällig ist auch der neue Team-Name Mission Winnow Ducati, der die Flanken der roten Renn-Ducati dominiert.
Doch es ist nicht nur die rote Lackierung, die Ducatis neue Maschine vom Vorjahresmodell unterscheidet. Die Ducati-Techniker arbeiten mit Hochdruck an weiteren Verbesserungen…
Neu ist… die verbesserte Aerodynamik
Edoardo Lenoci ist der Aerodynamik-Profi im Hause Ducati und bringt seine geballte Erfahrung aus seiner Zeit im Formel-1-Zirkus nun bei den schnellen Ducati-Bikes ein.
Auch er kam in Neuchâtel zu Wort: „Wenn man die beiden Welten vergleicht, dann sieht man, dass etwa in der Formel 1 sehr viel mehr in die aerodynamische Entwicklung investiert wird. Wir haben daraus unsere Lehren gezogen und etwa unsere Arbeitsprozesse angepasst. Diese umfassen zum Beispiel den richtigen Einsatz spezieller Instrumente, mit denen wir gewisse Probleme früh erkennen und korrigieren können.“
Weiter verrät er: „Wir setzten zum Beispiel auf CFD (Computational Fluid Dynamics = numerische Strömungsmechanik) und damit auf die mathematische Simulation. Wir sehen damit sehr viel mehr als im Windkanal, deshalb wird dort nur noch optimiert. Früher arbeiteten wir sehr viel im Windkanal, und dafür brauchten wir ein 1:1-Modell aus echten Komponenten. Dank der CFD-Simulationen müssen wir nicht mehr auf Teile warten und können so viel früher mit der Arbeit beginnen. Die mathematischen Berechnungen haben auch den Vorteil, dass wir viel mehr Informationen sammeln können.“
Neu ist… die verbesserte Motorleistung
Auch unter der roten, aerodynamisch gestylten Lackierung hat sich einiges verändert. Dass Ducati mit der Desmosedici motortechnisch bereits im letzten Jahr sehr gut aufgestellt war und zumindest in der zweiten Saisonhälfte das beste Motorrad hatte, musste auch der amtierende Weltmeister und Honda-Pilot Marc Marquez einräumen. Seiner Einschätzung nach war seine Honda nur in den ersten Rennen die stärkste Maschine.
Kein Grund für Technikdirektor Davide Barana, die Hände in den Schoß zu legen: „Der Motor war immer eine Stärke von Ducati, seit Beginn des GP-Projekts. Und wir konnten stetig an Power zulegen. Diese Fortschritte kann man auf verschiedene Faktoren zurückführen.“ so Barana, „Da wäre zunächst einmal unsere Leidenschaft für unsere Arbeit – und das betrifft nicht nur den Motor. Auch haben wir die Möglichkeit, eine außergewöhnliche Gruppe von sehr fähigen Spitzeningenieuren zu versammeln, denen die richtigen Einrichtungen und topmoderne Instrumente zur Verfügung stehen.“
Barana weiter: „Letztlich fußen die heutigen Errungenschaften auch auf unserem technischen Erbe. Wir verfolgen seit Langem eine Philosophie der Innovation und der positiven Entwicklung. Es handelt sich um einen Entwicklungszyklus. Wir beginnen mit Ideen, die das Entwicklungsteam hat, prüfen diese mittels Simulationssoftware und was sich da bewährt, kommt in die zweite Entwicklungsphase, in der es um das richtige Design geht. Da startet dann auch die Zusammenarbeit mit den Zulieferern und Herstellern. Wenn ein Teil letztlich fertig ist, wird es erst auf den Prüfständen und schließlich auch auf der Strecke getestet.“
Neu ist auch das verbesserte Getriebe
Neben ihrer überragenden Motorleistung, verfügt die neue GP19 Desmosedici MotoGP offensichtlichüber ein verbessertes Seamless-Getriebe. Es soll einen schonenderen Umgang mit den Reifen ermöglichen, weil die Schaltvorgänge deutlich reibungsloser ablaufen als bei der Konkurrenz. Dies wäre ein entscheidender Vorteil. Weil Rennen auch über den schonenden Umgang mit den Reifen gewonnen werden. Insbesondere am Hinterrad.
Gut zu wissen: Beim Seamless-Getriebe (seamless transmission = nahtlose Übertragung) wird der nächste Gang bereits eingelegt, bevor der vorherige verlassen wird. Dies ermöglicht eine nahezu nahtlose Kraftübertragung. Neben der damit einhergehenden besseren Beschleunigung wird das Motorrad durch die praktisch nicht vorhandenen Lastwechsel weniger destabilisiert, das Schalten, insbesondere in Schräglagen, wird einfacher und sicherer. Zudem wird der Hinterreifen geschont, da die anfallende Energie gleichmäßiger auf den Reifen wirkt und die sonst auftretenden Belastungsspitzen minimiert.
Die technischen Daten der neuen GP19 Desmosedici MotoGP im Überblick:
Motor | Flüssigkeitsgekühlt, 90 ° V4, Viertakt, evo desmodromisches DOHC, vier Ventile pro Zylinder |
Kapazität | 1.000cc |
Maximale Leistung | Über 250 PS |
Höchstgeschwindigkeit | Über 350 km/h |
Getriebe | Ducati Seamless Transmission (DST_EVO). Endantrieb der Kette |
Einspritzung | Indirekte elektronische Einspritzung, vier Drosselklappen mit Injektoren über und unter den Klappen. Mit dem neuen EVO 2 TCF-System (Throttle Control & Feedback) bediente Drosseln |
Treibstoff | Shell Racing V-Power |
Schmiermittel | Shell Advance Ultra 4 |
Auspuff | Akrapovich |
Achsantrieb | DID-Kette |
Rahmen | Aluminium alloy evo twin-spar |
Federung | Öhlins umgedrehte 48-mm-Vorderradgabel und Öhlins-Hinterraddämpfer, einstellbar für die Vorspannung, neues werkseitiges Dämpfungssystem |
Elektronik | Magneti Marelli-Steuergerät mit Dorna Unified Software programmiert |
Reifen | Michelin 17″ vorne und hinten |
Bremsen | Brembo, zwei 340 mm Carbon-Frontscheiben mit Vierkolben-Bremssätteln. Einzelne hintere Scheibe aus Edelstahl mit Zwei-Kolben-Bremssattel |
Trockengewicht | 157 kg (346.1 lbs.) |
Ausblick
Auch in dieser Saison wird Ducati wieder mit drei aktuellen Werks-Desmosedicis vertreten sein, da neben den beiden Werkspiloten auch Pramac-Pilot Jack Miller mit einer 2019er Ducati an den Start gehen wird. Da passt es, dass es auf dem Siegerpodest 3 Plätze zu vergeben sind.
Fazit
Auch die anderen MotoGP-Teams werden nicht schlafen und ihre Hausaufgaben erledigen. Die Chancen für Ducati, die Mission Winnow Ducati in dieser Saison zu erfüllen und mit der neuen GP19 Desmosedici MotoGP den MotoGP-WM-Titel endlich wieder ins heimische Bologna zu holen, stehen (gefühlt) gut.
Bildquellen
- Desmodedici GP18: https://www.youtube.com/watch?v=jqlxT82XEio
- Ducati Desmosedici GP19: https://www.youtube.com/watch?v=axVf_BYxwTg
- Ducati Desmodedici GP19: https://www.youtube.com/watch?v=lp6yRyjN51w