Tipps und Tricks für die richtige Motorradbekleidung
April bis Oktober sind die beliebtesten Monate zum Motorrad fahren. Laut Kraftfahrt Bundesamt wurden 2017 deutschlandweit 1,3 Millionen Krafträder mit Saisonkennzeichen ausgestattet, was einen Anteil von 56,9 % an vergebenen Saisonkennzeichen ausmacht. Im Zeitraum von November bis Ende März melden viele von uns ihre Maschinen ab und verzichten aus unterschiedlichen Gründen auf ihre Leidenschaft. Dabei bedeutet Sommer nicht unbedingt schneefrei. Wer Alpen-/Bergtouren liebt, wird mir zustimmen. Hier ändert sich in Höhenlagen über 2.000 Meter nicht nur von heute auf morgen, sondern von einer Stunde auf die andere ganz schnell das Wetter. Spontan fällt mir hier die Wetterlage von August 2016 an der Großglockner-Hochalpenstraße ein.
Was ist der Grund, dass so viele im Winter auf das Motorradfahren verzichten?
Einen für alle gültigen Grund gibt es dafür nicht, denn jeder entscheidet für sich, was ihn dazu veranlasst, nur in den drei anderen Jahreszeiten zu fahren. „Die klimatischen Bedingungen in unseren Breiten lassen einen Ganzjahres-Einsatz von Motorrädern zu.“, so Achim Kuschefski vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz, Essen). Sicherlich, Schnee und Eis sind ein gefährliches Pflaster und erfordern besondere Fahreigenschaften. Von der besonderen Maschinenpflege wegen Feuchtigkeit und Streusalz auf den Straßen mal ganz abgesehen – aber ist Motorradpflege nicht sowieso für uns alle ein Jahresgebot?
Welche Voraussetzungen muss das Motorrad im Winter erfüllen?
Ist mein Motorrad wintertauglich? Diese Frage ist die erste, die man mit Ja beantworten muss. Obwohl es seit Juni 2017 in Deutschland keine Winterreifenpflicht für Motorräder mehr gibt, müssen die Reifen für die in Erwägung gezogenen Toureneinsätze auf nassen und/oder mit Schnee / Eis bedeckten Straßen gezielt ausgewählt werden. Das Profil sollte daher deutlich mehr als die Mindestprofiltiefe von 1,6 mm aufweisen. Der ADAC empfiehlt eine Reifenprofiltiefe nicht unter 4 mm.
Wichtig für Eure Wintertour in andere Länder: Winterreifenpflicht vorher überprüfen, bevor es ansonsten böse Überraschungen gibt, denn nicht in allen Ländern ist die Winterreifenpflicht für Motorräder aufgehoben. Ein weiteres Prüfkriterium ist, ob du mit deinem Motorrad überhaupt im Winter in dem Land fahren darfst. In Südtirol zum Beispiel dürfen Krafträdern bei winterlichen Verhältnissen und bei beginnendem Schneefall nicht fahren und müssen grundsätzlich stehenbleiben.
Welche Motorradbekleidung ist notwendig?
Nachdem nun die Grundvoraussetzungen geklärt sind, kommen wir zu ein paar Tipps für die wintergerechte Kleidung.
Die Grundausstattung fürs Motorradfahren während der wärmeren Jahreszeiten ist bei uns allen vorhanden. Für diejenigen unter uns, die nur ab und zu im Winter auf die Maschine steigen wollen, stellt sich die Frage, ob diese – mit einigen kleinen, nicht so kostenintensiven Aufrüstungen – nicht ausreichend ist. Ja und Nein, denn es kommt darauf an, wie kälteempfindlich man ist.
Das Zwiebelsystem bei der Motorradkleidung
Genau wie in den anderen Monaten des Jahres gilt auch im Winter das Zwiebelprinzip – die Unterwäsche leitet den Schweiß vom Körper ab, die Isolationsschichten halten den Körper warm. Die Kleidungsstücke sollten somit noch besser aufeinander abgestimmt sein, so dass man unter der wasserdichten und atmungsaktiven Motorradkleidung nicht ins Schwitzen kommt. Mag es im Sommer noch angenehm sein, so fühlen sich die feuchten Stellen am Körper bei eisigem Wind sehr schnell extrem kalt und unangenehm an.
Der einfachste Weg, eine Motorradkleidung zusätzlich „abzufüttern“, ist der Kauf von gefütterter Regenbekleidung, die man über die Kombi zieht. Thermo-Regenjacken und -hosen gibt es schon unter € 100,00 von verschiedenen Anbietern. Motorrad online hat einige dieser Thermoartikel getestet und bewertet, so dass du hier schon einmal eine Vorauswahl treffen kannst. Denk aber bitte daran, dass du die Überziehkleidung immer ein oder zwei Nummern größer kaufst, damit sie auch bequem über die Kombi passt und der Bewegungsspielraum nicht eingeschränkt ist. Das sicherste ist, es direkt im Geschäft auszuprobieren.
Motorradkleidung speziell für die Wintermonate
Helm – Visier – Sturmhaube
Im Winter beschlägt das Visier des Helms wesentlich schneller als im Sommer und kann zu einem Sicherheitsproblem werden. Deshalb sollte hier die Entscheidung auf ein gegen Beschlag hemmend beschichtetes oder doppelwandiges Visier fallen. Viele Motorradhelme sind bereits mit diesen sogenannten Pinlock-Visieren ausgestattet, sodass dann kein Tausch vorgenommen werden muss. Eine kostengünstigere Möglichkeit ist die Anwendung eines Anti-Beschlagsprays.
Eine wärmende Sturmhaube unter dem Helm sorgt zusätzlich dafür, dass der Kopf nicht zu schnell kalt wird. Hier empfehle ich, Wert auf eine wintertaugliche Sturmhaube zu legen, die im Gegensatz zu den „Sommerhauben“ mehr Brust- und Nackenschutz bietet und so besser gegen Kälte schützt.
Die Unterwäsche für Motorradfahrer
Thermo-Unterwäsche aus Funktionsfasern hält warm, denn sie nimmt keine Feuchtigkeit auf, sondern leitet sie vom Körper weg, sodass man nicht so schnell auskühlt.
Wem das immer noch zu wenig ist, der kann auch beheizbare Unterwäsche kaufen. Die integrierten Akkus halten über viele Stunden mollig warm. Sicherlich, das Risiko, dass ein Akku mal einen Defekt erleidet, ist nicht auszuschließen. Die geringste Gefahr besteht dann darin, dass man anfängt zu frieren. Ebenso gut kann es zu Verbrennungen kommen, wenn die „Heizung“ falsch funktioniert.
Wer neben Motorradfahren auch noch Wassersport betreibt, dem ist die dritte Unterwäsche-Variante gut bekannt: Neopren-Unterwäsche. Dieses Material ist extrem wärmend und günstiger und sicherer als die beheizbare Variante.
Wer neben Motorradfahren auch noch Wassersport betreibt, dem ist die dritte Unterwäsche-Variante gut bekannt: Neopren-Unterwäsche. Dieses Material ist extrem wärmend und günstiger und sicherer als die beheizbare Variante.
Handschuhe / Griffheizung / Lenkerprotektoren
Wärmend, wasserdicht, gut isoliert und trotzdem funktionell – das sind die Merkmale für Motorrad-Winterhandschuhe.
Aber Achtung: Sind die Handschuhe zu dick, schränken sie die Bedienungsfreiheit ein. Wer also mit zu dicken wärmenden Handschuhe Probleme hat und trotzdem nicht frieren möchte, sollte eine Zwischenlösung wählen: Handschuhe, in denen man sich wohlfühlt einfach ein oder zwei Nummern größer kaufen, damit Platz für wärmende, enganliegende Unterziehhandschuhe ist.
Eine weitere oder auch zusätzliche Möglichkeit ist es, das Motorrad mit Lenkerprotektoren oder Heizgriffen auszustatten, um die Finger auch mit Sommerhandschuhen warm und beweglich zu halten, um alle Schalter und Hebel bedienen zu können.
Stiefel und Socken
Dicke Socken sind mollig und halten warm, aber sie dürfen nicht dazu führen, dass die Füße in den Motorradstiefeln zu schwitzen beginnen, denn dann gibt es schnell kalte Füße. Bedeutet: auch die Socken müssen atmungsaktiv sein. Wer nicht auf seine „Kuschelsocken“ verzichten möchte, dem empfehle ich, dünne Laufsocken mit hohem Kunstfaser-Anteil und darüber dann die geliebten Wollsocken anzuziehen.
Motorradstiefel für den Winter müssen gut gefüttert und wasserdicht sein. Ein hoher Schaft ist zudem von Vorteil. Auch wenn Motorradstiefel eng anliegen müssen, dürfen Winterstiefel nicht zu eng gekauft werden, denn die Socken – ob allein oder in Kombi – müssen noch mit hineinpassen und trotzdem dürfen die Stiefel nicht drücken und die Bewegungsfreiheit muss gegeben sein.
Weitere hilfreiche Tipps zur richtigen Motorradbekleidung für Winter-Touren findest du in der 40-seitigen Broschüre „Motorradbekleidung von Kopf bis Fuß“ des ifz. Aber auch für diejenigen, die ihre Maschine lieber „Einmotten“, hat das ifz einen hilfreichen Ratgeber herausgegeben.
Fazit
Jeder muss für sich entscheiden, ob er seine Leidenschaft das ganze Jahr ausleben möchte. Motorrad fahren im Winter darf aber auf keinen Fall unterschätzt werden, denn bei Eis und Schnee verändern sich die Brems- und Seitenführungskräfte. Die richtige Bekleidung ist außerdem ein wichtiger Faktor, um gesund ans Ziel zu gelangen.
Ich wünsche dir eine gute Fahrt. Vielleicht hast du ja Lust, deine Winter-Erlebnisse in den Kommentaren mit uns zu teilen. Auch Tipps und Tricks sind gern willkommen.
Bildquellen
- Grossglockner Berg: Motorradfahren im Winter: Pixabay.com
- Motorradfahren im Winter: https://pixabay.com