Schnell sind sie.
Und kraftvoll.
Wer Motorsport und Italien liebt, ist mit Aprilia im Motorrad-Himmel.
Wir lieben unsere Italienerinnen. Jede unserer 3 Marken Ducati, MV Agusta (Welche Geschichte und Marke sich dahinter verbirgt? Lies unseren Artikel zu MV Agusta) und Aprilia hat ihre ganz eigenen Macken und Charakterzüge. Jede ihre Qualitäten. Und mit jeder haben wir schon diese Momente erlebt: Die Spannung vor dem ersten Mal.
Wir lieben sie einfach.
Deswegen haben wir eine dreigegliederte Reihe für euch: In jedem Teil stellen wir euch eine der Marken im Detail vor. Denn nur wenn man die Geschichte seiner Liebe kennt, sollte man sie heiraten!
Aprilia – bekannt für gute Fahrräder!
Ähm, wie bitte? Fahrräder?
Ja, das sind die Ursprünge. Die ersten Momente, in denen Zweiräder aus dem Hause Aprilia das Licht erblickten.
Kurz nach dem zweiten Weltkrieg hat nämlich ein Schmied namens Alberto Beggio im malerischen Ort namens Noale – westlich von Venedig – angefangen sich eine Existenz mit Zweirädern aufzubauen. Und zwar unter dem Firmennamen Aprilia. Als großer Autofan hatte sich Alberto nämlich die Limousine Lancia Aprilia zur Inspiration genommen – die Lancia Aprilia: elegant geschwungene Formen, beeindruckende Technologie. Einige Dinge haben sich nicht verändert.
Neue Generation – neue Ambition
Im Jahr 1968 übernahm Albertos Sohn Ivano den Familienbetrieb. Und Ivano hatte große Pläne mit Aprilia! Seine Leidenschaft galt nämlich den motorisierten Zweirädern und genau solche wollte er in der kleinen Fertigungsstätte herstellen.
Und er ging die Herausforderung direkt an: Mit gerade mal 18 Mitarbeitenden konstruierte Aprilia die 50 ccm Maschinen Colibri, Daniela und Packi. Der Sound des Motors ist immer noch wahre Musik in unseren Ohren – was denkst du?
1970 gab es die erste Motocross-Maschine aus dem Hause Aprilia: Scarabeo. Scarabeo war das Motorrad eines ganzen Jahrzehnts.
Fun Fact: Ivano ging selbst das ein oder andere Mal beim Motocross an den Start! Sein Talent war aber wohl besser hinter den Kulissen aufgehoben – er sei wohl etwas zu oft im Dreck gelandet, um diese Seite der Karriere voranzutreiben. Aber vielleicht spiegelt sich diese Leidenschaft auf anderen Ebenen im Unternehmen wider?
Der Rennsport – Aprilias nicht-so-geheime Leidenschaft
Seit Mitte der 70er produziert Aprilia die ganz starken. Die ganz schnellen. Die Löwen der Motorräder.
Und schickt sie auch an den Start. Mit Erfolg! Es macht keinen Sinn mehr zu zählen, wieviele Weltmeisterschafts- und Grand Prix-Siege die Flitzer schon nach Hause ins besonnene Noale gefahren haben.
Ivano Beggio gilt als der Vater vieler Talente des Motorsports – was ganz klar auf seine intensive Talentförderung zurückzuführen ist. Valentino Rossi beispielsweise fuhr seinen ersten Sieg für und auf einer Aprilia ein!
Ender der 90er kam dann eins der Highlights der Motorengeschichte: Die Aprilia RSV Mille mit ihrem 990 ccm-V-Motor war stark, geschmackvoll und zuverlässig.
Erst dieses Frühjahr wurde die RSV4X vorgestellt: bildschön und unsäglich kraftvoll. Leider aber auch ohne Zulassung und strikt limitiert. Aprilia ist in den letzten Jahren kaum noch an den Start der ganz großen Rennen gegangen – fällt die Marke zurück?
Smartes Outsourcing der Motorradteile
1980 gelang Ivano ein geschickter Move: In dieser Zeit beschloss er, sich ausschließlich auf die Entwicklung neuer Maschinen zu fokussieren und überließ die Produktion und Zulieferung der Einzelteile anderen. Zum Beispiel nämlich Rotax.
Vielleicht ist es darauf zurückzuführen, dass Aprilia in einigen Bereichen technisch in Führung ging. Zum Beispiel ging 1993 das erste Motorrad mit Katalysator bei Aprilia in Serienfertigung.
1995 gelang Aprilia aber ein besonderer Clou: In Zusammenarbeit mit dem renommierten Designer Starck gelang ein Naked Bike, das optisch so beeindruckte, dass es sogar im New Yorker Museum für Modern Arts ausgestellt wurde.
Eine Möglichkeit, die sich Aprilia durch die Auslagerung bot, war die Kooperation mit namhaften Marken wie zum Beispiel BMW. So wurde die Marke stetig und schnell immer größer.
Der Aufkauf durch Piaggio
Leider traf Ivano einige Investitionsentscheidungen, die zu entscheidenden Umbrüchen bei der Marke Aprilia führten: Er wollte weiter wachsen, übernahm deswegen die Firmen Laverda und Moto Guzzi und versuchte sie finanziell wieder auf stabile Beine zu stellen. Um letztendlich die eigene Firma mit ihren 1800 Mitarbeitenden zu retten, musste Ivano Beggio selbst 2004 verkaufen – sein Baby ging an Piaggio. Damit ist das das drittgrößte Motorrad- und Zweiradimperium der Welt.
Die Firmenstruktur und -Standorte konnten größtenteils gerettet werden und auch Titel wurden weiterhin eingefahren.
Ein besonderes Glück hatte Ivano selbst: Bis zu seinem Tod im März 2018 hatte er den Posten als Ehrenpräsident inne.
Eins ist aber sicher: Bis dahin hat er in seinen 73 Jahren Lebenszeit Motorrad-Geschichte geschrieben.
Bildquellen
- Aprilia: pixabay.com
- Aprilia RS250: pixabay.com