Heute hab ich ein Thema für dich rausgepickt, das für uns Biker extrem wichtig ist: Es geht um Sicherheit, genauer gesagt um Bremsbeläge.
Welche Arten von Bremsbelägen gibt es, was unterscheidet sie voneinander, und wann werden sie eingesetzt?
Muss ich meine Bremsbeläge regelmäßig prüfen, und wie mache ich das genau?
Wann muss ich meine Bremsbeläge wechseln, und wie geht das?
Diese und andere wichtige Fragen beantworte ich dir in unserem heutigen Bremsen-Special.
Welche Arten von Bremsbelägen gibt es?
Grundsätzlich unterscheiden wir 2 Arten von Bremsbelägen. Organische Bremsbeläge und sog. Sintermetallbeläge.
In beiden Belägen sorgen Metalle für den Reibwert und Schmierstoffe für die nötige Bremsstabilität.
Während bei organischen Belägen die einzelnen Bestandteile durch hitzebeständige Harze miteinander verklebt werden, werden die Komponenten bei Sintermetallbelägen unter hohem Druck und hohen Temperaturen gepresst = gesintert.
Die Beläge unterscheiden sich im Einsatzzweck, der Bremswirkung, dem Verschleiß und – nicht ganz unwichtig – dem Preis.
Sintermetallbelägen sagt man nach, dass sie schneller verschleißen und auch die Bremsscheiben höher beanspruchen als organische Bremsbeläge dies tun. Allerdings packen sie auch früher und bissiger zu, weshalb sie bei sportlichen Fahrern und im Rennsport erste Wahl sind.
Organische Beläge verzögern insbesondere in kaltem Zustand spürbar schlechter als Sintermetallbeläge und erreichen auch bei Nässe nicht deren Leistung.
Bei einem Wechsel von einem organischen zu einem Sinterbelag ist besondere Vorsicht geboten, da die Bremsen durch das plötzliche Mehr an Biss auch nach mehr Gefühl verlangen. Hast du also gerade auf Sinterbeläge gewechselt, hau nicht gleich voll in die Tasten 😉
Organische Bremsbeläge
Vorteile:
- einfache und günstige Herstellung
- auch für Anfänger unproblematisches Bremsverhalten
- günstiger Preis
Nachteile:
- je nach Modell bei Nässe etwas schlechtere Bremswirkung
- müssen erst „eingebremst“ werden, d. h., ca. die ersten 100 km nur verhalten bremsen, damit sie sich den Bremsscheiben anpassen und vollflächig anliegen, sonst droht „Verglasung“ der Bremsbeläge (erneuter Austausch)
Sintermetallbeläge
Vorteile:
- zuverlässig hohe Bremswirkung, auch bei Nässe
- hohe Hitzebeständigkeit, auch bei extremer Belastung nahezu kein Verlust der Bremswirkung (Fading)
- hoher Reibwert der Bremsbeläge, daher bessere Dosierbarkeit und weniger Handkraft erforderlich
Nachteile:
- harmonieren nicht mit jeder Bremsscheibe, teilweise droht höherer Verschleiß
- Bremsflüssigkeit altert aufgrund der höheren Hitzeentwicklung schneller
- können wegen des hohen Metallanteils bei längerer Standzeit (Winter) Rost ansetzen
- hoher Preis
Muss ich meine Bremsbeläge regelmäßig prüfen, und wie mache ich das genau?
Da sich die Bremsbeläge und die Bremsscheiben während des Bremsvorgangs aneinander abreiben, also einem systembedingten Verschleiß unterliegen, lässt sich die Frage mit einem eindeutigen Ja beantworten.
Da der Verschleißgrad sowohl von deinen persönlichen Fahr- und Bremsgewohnheiten als auch von den verbauten Bremsbelägen und Bremsscheiben abhängt, lässt sich eine zuverlässige Aussage zwecks Austauschs der Bremsbeläge nicht treffen.
Spätestens, wenn du feststellst, dass die nötige Bremsleistung nicht mehr erbracht wird, besteht Handlungsbedarf. Aber soweit solltest du es erst gar nicht kommen lassen.
Während Bremsscheiben je nach Qualität, Fahrweise und Bremsverhalten nach 30.000, 80.000 und mehr km immer noch topfit sein können, halten Bremsbeläge in der Regel nicht so lange durch.
Ich kenne zwar Fahrer, die ihre Bremsbeläge erst nach ca. 40.000 km wechseln müssen, aber auch welche, deren Beläge schon nach gut 12.000 km fertig sind.
Nicht nur von oben – wie du deine Bremsbeläge richtig kontrollierst
Unabdingbar für deine Fahrsicherheit ist eine regelmäßige Sichtkontrolle deiner Bremsbeläge.
Bitte begnüge dich nicht damit, nur einen Blick von oben auf die Bremsbeläge zu werfen!
Weil du schräg abgenutzte Beläge, die beispielsweise durch eine fehlerhafte Position der Bremszange entstehen können, bei einem Blick von oben nicht zwingend erkennst.
Deshalb schaue unbedingt auch von der Seite und von unten!
Die meisten Bremsbeläge verfügen über eine Nut (manchmal auch mehrere), die dir anzeigt, ob die Verschleißgrenze erreicht ist. Ist diese Nut nicht mehr sichtbar, ist die Verschleißgrenze erreicht – also raus mit den Belägen.
Alternativ wirf einen Blick in das Handbuch deines Bikes. Hier sollte die erforderliche Mindeststärke der Bremsbeläge angegeben sein.
Ich persönlich habe meine Bremsbeläge immer gewechselt, sobald die Belagstärke unter 2 mm lag. Damit bin ich in der Vergangenheit immer gut gefahren.
Ein weiteres Indiz, dass du deine Bremsbeläge wechseln solltest, ist ein größer werdender Hebelweg an deiner Bremsarmatur bzw. ein wandernder Druckpunkt.
Wie du deine Bremsbeläge selber wechselst
Egal, welche Maschine du besitzt, der Wechsel von Bremsbelägen läuft im Grunde überall gleich bzw. ähnlich ab:
- Bremssattel abnehmen
- Alte Bremsbeläge entfernen
- Bremssattel reinigen
- Neue Bremsbeläge einbauen
- Bremssattel wieder anbauen
Wirf einfach einen Blick in das folgende Video:
Bitte achte beim Kauf neuer Bremsbeläge unbedingt darauf, dass sie für den Straßenverkehr zugelassen sind, also über eine Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) des Kraftfahrt-Bundesamtes verfügen.
Von Billig-Angeboten aus dem Internet, z. B. bei ebay, rate ich dir unbedingt ab. Kaufe Fahrzeugteile, insbesondere sicherheitsrelevante Teile, nur beim Fachhändler.
Bremsbeläge für die Rennstrecke
Bremsbeläge für den Straßeneinsatz
Nach dem Bremsbelagwechsel „einbremsen“ nicht vergessen
Auch wenn hier die Meinungen teilweise auseinandergehen, solltest du neue Bremsbeläge zunächst vorsichtig einbremsen.
Denn um die optimale Bremswirkung zu erzielen, müssen Bremsbeläge und Bremsscheiben beim Bremsvorgang vollflächig Kontakt haben.
- Um die Oberflächen der neuen Bremsbeläge den Oberflächen der Bremsscheiben anzupassen, empfiehlt es sich, die Bremsen zunächst mehrfach hintereinander bei geringem Tempo zu betätigen.
- Wie oft bzw. wie lange, hängt unter anderem von deinen Belägen und deinem Motorrad ab, aber so ca. 50 bis 100 km würde ich dafür mal einplanen.
- Bis dahin solltest du längere, heftige Bremsvorgänge möglichst vermeiden.
- Achte darauf, dass du deinem Material nach jedem Bremsvorgang ausreichend Zeit zum Abkühlen gibst.
- Bitte die Bremsen in diesem Zeitraum niemals längere Zeit schleifend betätigen. Besser sind kurze, knackige Bremsvorgänge.
- Wichtig ist, dass die Oberflächen der neuen Bremsbeläge nicht überhitzen, da sie sonst „verglasen“ könnten.
- Die Bremsbeläge bitte auch niemals „gegen den Motor“ einfahren.
Irgendwann spürst du, dass deine Bremsen besser zupacken und gleichmäßig bremsen. Dann sind sie voll belastbar und einsatzbereit für eine ausgedehnte Tour…